Montag, 12. Februar 2007
OHNE WARUM
*Ist von jemandem der schon ziemlich lange tot ist: Angelius Silesius*

"Die Rose ist ohne Warum,
weil sie einfach blühet,
sie achtet nicht ihrer selbst,
und fragt nicht, ob sie jemand siehet."

Das Zitat hat nicht direkt was mit Kasachstan zu tun. Aber was ich an den Menschen hier schätze, dass sie sich niemals verstellen. Auch nicht wenn sie schlecht gelaunt sind :-) Man hat dann das Gefühl, dass sie die Milch eigentlich gar nicht verkaufen wollen, nach der man gerade die Dame hinter dem Tresen gefragt hat.

Ich für mich finde, dass Kasachen gar nicht auf die Idee kommen könnten, sich zu verstellen.
Kasachen sind JETZT ganz sie. So zumindest wirken sie auf mich in ihrer selbstgewissen Klarheit.

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Sonntag, 11. Februar 2007
Schlupp di Wupp
Ok, nun zu der ungeklärten Frage, was wir die deutsch-französisch-pazifische Freundschafts-WG so tun, wenn wir nicht gerade auf unsere Studenten losgelassen werden.

A.
Wir schreiben einen Gastronomie-Reiseführer,
da wir mittlerweile alle Restaurants der Stadt durchprobiert haben. Die Bandbreite erstreckt sich von Uiguirische über Usbeksiche, Kirgisische, Koreanische, Kasachische, Georgische, Russische, Italienische und - wer hätte das gedacht- Deutsche Küche. Dort erlebten wir explodierende Feuerzeuge, Heiratsanträge von Unbekannten, umfallende Paravents, Bauchtänzerinnen und die wie immer viel zu laute Musik. Und natürlich jeder Menge Gaumenfreuden.

B.
Wir werden autodidaktisch zu Filmkritikern. Meine Mitbewohner trifft man meistens im "Meloman" an, der DVD Laden der Stadt, in dem sie Stammkunden sind und immer schon mit einem freundlichen Lächeln empfangen werden. Mittlerweile besitzen wir um die dreißig Filme, dazu kommen dann noch die deutschen oder französischen Filme, die wir uns vom Sprachlernzentrum oder der Alliance Francaise ausgeliehen haben. In kürzester Zeit füllte ich so viele meiner Lücken der französischen und internationalen SHOULD HAVE SEEN Filme auf.

Ein DVD Abend findet in meinem Zimmer statt. Es hat sich von Anfang an eine feste Liegeordnung zum "FILM CLUB IN ANNAS ROOM" entwickelt - und an der wird auch nicht gerüttelt: Monsieur M. ganz außen, Miss Anna in der Mitte und Mademoiselle D. am linken Rand. Neulich habe ich mit ihnen zur Vermittlung eines umfassenden Deutschlandbildes "Schlupp vom grünen Stern" angesehen. So kamen wir auf die Idee, weitere Folgen zu drehen wie "Schlupp meets Borat" oder "Schlupp allein in Zentralasien".

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Donnerstag, 8. Februar 2007
Eislaufen nahe der Eurasischen Gumiljov Universität
Hier ist der kostenlose Freizeitspass auf einem Ischim-Arm in Astana zu sehen, vor der Synagoge der Stadt.

Mademoiselle D. und ich schlitterten mit unseren viel zu glatten Schuhe über die eislaufende Menge nachdem wir uns eine Massage im Sportkomplex Kasachstan gegönnt hatten, über die man geteilter Meinung sein kann.



"Und am siebten Tage sollst du ruhen ?!?"
Das gilt nur für die die sich das leisten können.

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Montag, 5. Februar 2007
Vom Buran verweht
Eine der letzten Nächte fanden die Einwohner Astanas keinen Schlaf: wegen des Windes. Hört sich komisch an, war aber so. Dieser fand an sämtlichen Ritzen unserer Wohnung Eingang und ließ Türen und Fenster bedrohlich knarzen. So dass wir bei unserem nun fast schon täglichen DVD-Abend (dazu ein andermal mehr) starke Zweifel hatten, ob wir wirklich allein in der Wohnung waren. Denn der Buran sauste, durch keinen Baum und keinen Hügel gebremst, aus der Steppe durch Astana. Tüten tanzten durch die Luft und die Wolken gaben sich ein Wettrennen mit sich selbst. Wenn man sie beobachtete dachte man, jemand hätte die Realität - und nicht nur die vorbeiziehenden Wolken- auf "Fast Forward" gestellt.

Erst links, dann rechts innerhalb weniger Sekunden




Tagsüber sah man den Wind Passanten unfreiwillig über Eisflächen schieben oder gegen unsichtbare Kräfte ankämpfend. Sobald der Wind dann unerwartet nachließ, sah man diese dann einen Schritt vorwärts fallen, weil der Widerstand sich von einer Sekunde auf die andere im wahrsten Sinne des Wortes in "Luft aufgelöst hatte".

Aber eine kasachische Wetterregel lautet wohl ungefähr so, das hat mir ein Taxifahrer gesteckt: Starker Buran, wenig Kälte. Also auch vorerst keine Rückkehr der -30°Celsius. Köb Rachmet. Inch`Allah.

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Sonntag, 28. Januar 2007
Ich komme, um mich zu beschweren (*Tocotronic)
Eigentlich wollte ich ja meinen geplanten fünf Enkelkinder mal erzählen, was ihre Großmutter alles in Kasachstan so erlebt hat. Und wie charakterstark einen der bitterkalte kasachische Winter macht... aber da macht mir doch glatt der durchaus dreiste Klimawandel einen dicken roten Strich durch die Rechnung. Denn wir sind hier bereits (anstatt der für die Jahreszeit üblichen -35° Celsius)
bei frühlingshaften -1° Celsius angelangt , die eigentlich für den März vorgesehen sind. Und das schon seit einer Woche.



Ich könnte natürlich in die neu angebrachte kasachisch blaue Anregungs-, Projekt- und Verbessungsbox der Stadtverwaltung auf dem Prospekt Respublika, meine Bitte nach mehr zentralasiatischer Kälte einreichen. Aber ich vermute, das liegt außerhalb deren Wirkungsgewalt. Nun denn, so gibt es weniger gute Geschichten für meine Enkelkinder - und weniger schaudernden Respekt für ihre Großmutter.

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Samstag, 20. Januar 2007
I DID IT! oder Kasachen haben kein besonderes Kaelte-Gen
Ein Loch im Eis im Fluss. Aussentemperatur -5 Grad Celsius. Aufgabe: ziehe dich aus, steige an der Schwimmbadhalterung in das Loch und tauche dreimal unter. Ich bin nur zweimal untergetaucht. Und - es war toll. Danach kribbelt und bizzelt es am ganzen Koerper, aber man findet die Aussentemperatur nicht schlimm. Man fuehlt sich leicht, sehr klar und befreit.

Man muss dafuer nicht trainieren, ausser vielleicht ab und zu kalt duschen. Das ganze ist eine Fliessbandveranstaltung, an der allerdings hauptsaechlich Maenner teilnehmen. Und Kasachen verfuegen nicht ueber ein eigenes Kaelte-Gen.



Dafuer halten mich meine Mitbewohner Mademoiselle D. und Monsieur M. fuer nicht mehr ganz zurechnungsfaehig und ansatzweise fuer verrueckt. Das passt gar nicht in ihr *Deutschlandbild* :-) Aber sie haben mich begleitet, um mich im Falle eines Herzversagens etc.pp. gleich retten zu koennen. Auch jetzt fragen sie mich immer wieder, wie es mir geht...und konstatieren andauernd Unterschiede der Anna I und der Anna II.

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Mittwoch, 17. Januar 2007
Eistaufen
Am Freitag ist in Astana "Eistaufen" angesagt. Also im Grunde wird in den Ischim, den angestauten "wilden" Fluss Astanas, ein Loch in Form eines Kreuzes geschnitten. Weshalb? Weil die orthodoxe Kirche dies als Taufe anbietet, für diejenigen die es zuvor versäumt haben.



Da mein Mitbewohner und ich beide nicht sonderlich glücklich über unsere Doppelnamen sind, haben wir kurzzeitig spaßeshalber mit dem Gedanken gespielt daran teilzunehmen - um unsere Namen zu ändern. Allerdings konnte ich mich nicht mit mir selbst auf einen neuen Namen einigen.

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Sonntag, 14. Januar 2007
Du bist Deutschland und ich bin Katze!
Eigentlich dachte ich immer ich sei eher Hund, aber nun weiß ich: ich bin Katze. Was mir immerhin noch besser gefällt als Hahn, aber letzteres kann man sich ja von geburtswegen nicht aussuchen. Frohes neues Schwein!

LÖSUNG
Mein Mitbewohner Monsieur M. hat mir zu Weihnachten eine Katze geschenkt. Eine rote Katzenlampe um genauer zu sein. Anfangs dachte ich noch, dass er sich da getäuscht hat, weil ich als Försterstochter und Enkelin einer der besten Deutschdrahthaarzüchters (vom Hardtberg:-) ja wohl eher Hund sei. Aber Mademoiselle D. hat mich überzeugt, dass ich wirklich Katze bin, eben eine die mit Hunden aufgewachsen ist. Und Hahn bin ich von geburtswegen, da lässt sich nichts ändern: chinesisches Sternzeichen für 1981. Aber gut, dass das Jahr 2007 alles Schwein ist.

Und was seid ihr so?

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Freitag, 12. Januar 2007
Neujahrszweifel
Bereits jetzt beginnt der Alltag. Ich befinde mich in der Matrix, denn das neue Trimester beginnt. Alles wird sich nun in mehr oder weniger ähnlichen Variationen wiederholen, unter anderem Vorzeichen. Ich mag den Alltag, aber hier in Astana ist er doch oft sehr kraftzehrend. Und jetzt fällt hier der Reiz des Neuen und des Entdeckens weg. Und ich bin am Boden der Tatsachen. Hinzu kommt, dass jemand, der meinen Lieblingshumor hier vertritt, vor mir geht.

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Mittwoch, 10. Januar 2007
Schnee bewältigen
Wie es bei uns Straßenkehrer gibt, gibt es hier ganze Schneebewältigungs-Einheiten. Mit verschiedenen Schlag-, Fräs- und Wegschiebegeräten/-maschinen ausgerüstet werden die Schnee- und Eismassen von den Straßen und Gehwegen Astanas entfernt.



Denn es könnte ja am nächsten Tag neuer fallen oder - es könnte so wie es ist gefrieren, weil von einem Tag auf den anderen Temperaturschwankungen um -10° drin sind.

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Sonntag, 7. Januar 2007
Beshbermak - das Nationalgericht Kasachstans
Ungemein lecker !
- und eine Ehrerbietung seinen Gästen gegenüber.
In der Essensvergabe wird die Hierarchie der Anwesenden offensichtlich. Beshbermak bedeutet
"fünf Finger" - und wird mit den Händen gegessen. Allerdings wird heutzutage immer öfter Messer und Gabel verwendet.Man sitzt idealerweise um einen runden kniehohen Tisch auf Kissen. Und wie man sehen kann, ist das kein Essen zu zweit, sondern ein sehr geselliges Essen mit mehreren Personen. Es wird viel gelacht, nachgeschenkt, Toast ausgesprochen und es folgen sehr viele Gänge hintereinander.

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Bolshoe Almatinskoe
Bevor das neue Jahr anbrach, sind ein Drittel meiner WG und deren Kollegin aus Almaty waghalsig zum Observatorium in die Ausläufer des TianShan Gebirges aufgebrochen. Waghalsig, weil es viel geschneit hatte, und es zu dem sehr warm war, wir erst gegen 15.00 Uhr nachmittags aufbrachen und wir keine genaue Karte noch einen Fahrer hatten - nur die vage Zusage, dass jemand da sein wird. Allerdings hatten wir schon bei der letzten Bushaltestelle, wo der Nationalpark beginnt, kein Netz mehr. Aber unerschrocken, stur, naiv und oppurtunistisch wie wir sind, haben wir dann doch die Sternwarte erreicht.




Und hier ist er, der Große Almatiner See mit einem doch sehr wunderlichen Häuschen - zum Birdwatching, wie wir vermuten.Allerdings ist der Wasserstand aufgrund der Schneeschmelze im Frühjahr um einiges höher.





Und das bin ich, ein wenig angefroren, weil uns ein sehr dichter Nebel die Sicht auf Alles versperrte. Ungeschickterweise hatten wir uns einige Minuten davor entschlossen den Weg zu verlassen, so dass wir erstmal einige Grundsatzdiskussionen führen mussten, wo es denn nun hinginge, denn die Kontraste zwischen dem Weiß des Schnees und das Weiß des Nebels waren vernachlässigbar gering. Allerdings waren wir nur 15 Minuten von der Sternwarte entfernt, weshalb es, um ehrlich zu sein, kein echtes Abenteuer war.




Es war unheimlich entspannend, menschenarm und wunderbar still. Den Rückweg hatten wir aus Angst vor dem Nebel doch sehr schnell zurück gelegt, weshalb uns dann ein bösartiger Ganzkörpermuskelkater einen Tag an Bett und Couch fesselte. Aber wir zehren jetzt noch von diesem wunderbar-wundersamen Aufenthalt.
Köb Rachmet.

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Montag, 1. Januar 2007
С новым годом
Es ist wirklich beeindruckend mit welcher Passion und Erwartung hier in Kasachstan das NEUE JAHR gefeiert wird. Mit wieviel Hoffnung und wieviel guten Wuenschen es empfangen wird. Wie lange Feuerwerke durch den Nachthimmel schiessen, wie lange die Leute bis in den Morgen durchfeiern. Wie viele Unbekannte uns aus den Bergen zurueck Kehrenden ein Gutes Neues! wuenschten. Und welch schoene Wuensche ich erhalten habe.

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Dienstag, 26. Dezember 2006
Unlernbare Sprachen
Nur weil Person X die Sprache a,b und c ansatzweise beherrscht, heisst das nicht, das Person Y sie verseht, weil Peron Y nur d und e versteht.

Aber gottseidank-inchallah-slavabogu- kann Person Z uebersetzen, weil sie d, a und ein wenig c zu sprechen vermag. Was aber eigentlich unnoetig ist, weil X und Y den gleichen Humor haben und eine unlernbare Sprache beherrschen.



*Anmerkung: ich rede hier NUR von zufaelligen Zusammenkuenften zugezogener Auslaender.

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Dienstag, 19. Dezember 2006
Die Lücke - oder die Vielschichtigkeit der Realität
Manchmal komme ich mit der Lücke nicht zurecht. Diese ensteht zwischen einem weichen und weisen Kasachstan, in der es eine etwas andere Moderne gibt, weil hier so viele Welten aufeinander stoßen...

(Ein seit nicht allzu langer Zeit islamisiertes Nomadenvolk, das sich seit Jahrhunderten der Gastfreundschaft aufgrund der Härte der Bedingungen in der Steppe verpflichtet hat und das durch 70-Jahre Sowjetkultur geprägt wurde, wie auch von ungemein vielen europäischen und sogleich asiatischen Einflüssen. Kasachstan, wo Konfliktlösungsmechanismen, Alltags- und Lebenseinstellungen deshalb anders gelagert sind, weshalb ich mich eigentlich damals entschlossen habe nochmals hierher zukommen.)

Gruppe von Schülern im heimatkundlich-geschichtlichen Museum in Petropawlowsk


Inneneinrichtung einer kasachischen Jurte,
gesehen im Museum Petropawlowsk


Die Filz-Tapatschki unserer WG


...und dem modernen, voranpreschenden, turbokapitalistischen Kasachstan, das in vielerlei Hinsicht sehr hart und westlich ist, und um die Katze aus den Sack zu lassen, mir sehr amerikanisch vorkommt.

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Kasachische Vorweihnachtszeit - oder NOCH MEHR LICHT
Eben diese ist hier in Astana durchaus verwirrend. Überall sieht man Weihnachtsmänner an Fensterscheiben und Hauswaenden kleben,
Variationen von Adventskränzen in 2 und 3D an Fenstern und Türen hängen, überdimensionale Weihnachtskugeln aus Lichterketten zwischen den Pfleilern der Brücken zwischen dem linken und rechten Ufer, sowie ozeanblaue bzw. ampelgrüne Lichterketten-Tannenbäume, angebracht unterhalb der Straßenlaternen. Zu dem sieht man über den Straßen gespannt auch noch wunderbare Lichterkettentransparente mit kasachischen Ornamenten.


Ansonsten wird alles mit Lichterketten behangen, was sich nicht dagegen wehren oder wegrennen kann. So wie die hier zum Ortsbild gehörenden Baukräne, die noch unvollendeten Häuserfassaden oder Bäume, deren Zweige bei steigender Windstärke eher gespenstig mit ihren Lichterketten behangenen Ästen zuwinken.
(Weitere Bilder folgen)

Das kasachische Weihnachtsehepaar
begrüßt das neue Jahr auf russisch (Mann)
und kasachisch (Frau)



Deko "Versandfertige Weihnachtsbäume" vor dem
Feinschmeckergeschäft "Astana"



Kran nahe dem Akimat, der nicht fliehen konnte, und somit verpackt wurde, falls die Hubschrauber mal wieder tief fliegen



Der lichtueberflutete Platz vor dem Kaufhaus SINE TEMPORE und kaum zu erkennen meine WG und ich

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