Dienstag, 21. November 2006
Fatale Kontextmissachtung oder die Weltherrschaft der Computer
Was mich aufregt ist hier auf der linken unteren Seite des Blogs die Werbung. Was mich daran aufregt, ist nicht die Werbung an sich, sondern die Willkürlichkeit auf irgendwelche Stichworte zu reagieren.

Dabei könnte man so Blogs ja noch viel zielgerichteter einsetzen. Obwohl ich schon längst nicht mehr in Moskau war, wurde konsequent weiter für Moskau-Reiseführerer geworben. Kaum habe ich über Minusgrade gesprochen erscheint ein Buch mit dem Wort "Zelsius" im Titel. Oder über irgendeinen Chirugen von irgendeinem "linken Ufer" dieser Welt.

In Prüfungen würde das als Zuordnungsfehler betrachtet werden, da der Kontext missachtet wurde. Aber im Grunde genommen beruhigt mich das. Denn somit haben wir Menschen noch ein wenig Zeit bevor die Weltherrschaft der Computer beginnt. Insofern beschwere ich mich lieber doch nicht.

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Der Countdown läuft
Wir sind hier bereits bei -8° Celsius angelangt und vorgestern hat es geschneit. Die Stadt sieht wunderschön aus, so eingepudert. Und das Leben wird gemütlicher. Weil das Schmuddelwetter vorbei ist. Aber die kasachischen -8° Celsius sind weitaus angenehmer als die deutschen -8° Celsius. Wirklich, weil es hier trockener ist. Andererseits fegt noch nicht der BURAN durch die Steppe. Das ist dieser fiese Wind, der der Region Zentralasien im Sommer Sandsturm artige, und im Winter Schneesturm artige Zustände bescheren kann.

Aber die viel entscheidendere Fragen sind:
Wann soll ich meine neuen tollen Winterstiefel anziehen? Und meine neue Daunenjacke, in der ich trotz all der Federn erstaunlich normal, beinahe gut aussehe? (Und nicht wie ein Michelin-Männchen.)
Soll ich bis -20°Celsius warten? Wann trage ich meine neue Wintermütze im Rennfahrerstil, die ich unter dem Kinn verschließen kann? Und wie schaffen es die Kasachinnen und Kasachstanerinnen bei Glatteis noch mit diesen Pfennigabsätzen zu laufen?

Und last but not least: Wann werden es -40° Celsius sein? Der Countdown läuft seinem uns unbekannten Zeitpunkt entgegen.

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Samstag, 18. November 2006
Gerndt - weltweit
Da sitze ich nichtsahnend der der höheren Deutschprüfungen am SLZ Astana bei, als ich im Test Hörverstehen, eine bekannte und sehr geschätzte Stimme höre. Während die Prüflinge aufmerksam einer Radiosendung lauschen, die als Hörverstehensübung missbraucht wird, werde ich auf einmal hellwach (nicht dass ich sonst total verschlafen bin!)

Da spricht doch Herr Gerndt! Helge Gerndt.
Prof. Dr. Helge Gerndt, und er spricht in gewohnt gewählten Worten, mit den feinen Schattierungen und seiner ruhigen klaren Stimme.
Über was? Über den Heimatbegriff aus der Sicht der heutigen Kulturwissenschaft. Unverhohlen grinse ich meine Prüflinge an, die leider nicht erahnen können, weshalb ich auf einmal so gut gelaunt bin.Denn ich war bei ihm Studentin. Aber ich wollte sie nicht in der Prüfung unterbrechen, und habe das ganz für mich alleine genossen. Ich habe so gut gelaunte Prüfer immer gehasst. In diesem Zusammenhang fällt mir der Vorwurf einer guten Freundin ein: "Des machsd du mid Absichd, dass du so gud gelaund bisd!" *Das war Fränkisch!

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Mittwoch, 8. November 2006
Liebeserklärung an den Basar , nahe der Moschee
Ich liebe den Basar. Ich liebe sogar die nervige Enge. Ich freu mich ueber die verschiedenen Gesichtszüge von Koreaner, Uiguren, Mongoeln, Usbeken und der vielen Kasachen. Allerdings sind für meine ungeübte Augen schwer Unterschiede auszumachen.
Ich liebe es, meine eigene Landkarte mit den *tollen* Ständen abzulaufen. Die netten Händler. Ich liebe die Gerüche, die chinesische Ware. Oft mit nur einem Blick erkennbar. An der Blumenzierde - irgendwo auf dem Produkt angebracht. Oder einfach genau die Waren, die ein Detail zu viel besitzen. Und genau das fällt auf. Mittlerweile bin ich an einigen Stellen bekannt. So bei der einen Schaschlykbude. Dort gibt es so entsetzlich gutes Lammschaschlyk! Auch wenn meine einheimischen Kollegen sagen, man esse nicht auf dem Basar. Wenn die nur einmal probieren würden, wie verdammt gut das ist! Da würde mancher Vegetarier schwach werden!

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„Borat“- Kasachstan Reisen! Greifen Sie zu!
Wäre ich an der Stelle Kasachstans, so würde ich den Boratfilm unterstützen wo es nur geht – und sofort eine touristische Werbekampagne anhängen. Vielleicht sollte man aus Borat auch ein Maskotchen machen, das man bei der Buchung einer Reise nach Kasachstan zugeschickt bekommt.

Einige der kasachischen Abgeordneten finden auch, dass der Film hier gezeigt werden soll. Denn in der Tat, Kasachen und Kasachstaner sind selbstironisch und haben einen sehr trockenen Humor. Sie sollten diesen Film mit dem Witz und Verstand Abais und der Wortgewandtheit und Scharfsinnigkeit Al Farabis belächeln. Zumindest die Stellen die ein Lächeln wert sind. Denn das tolle an Karikaturen ist ja, dass man sich auch über den Karikaturisten lustig machen kann. Abai hätte spielerisch über diesen Film resümiert und ihn ,in der von mir so geschätzten zentralasiatischen Gelassenheit, sorgfältig zerlegt. Nachdem er ihn sich angesehen hätte.

Und wie lächerlich erscheint das Ganze, wenn man davon ausgeht, dass ALLES Kommunikation ist. Will heißen eine Aussage ist meist eine Selbstaussage. Will heißen, der Sprecher verrät unweigerlich mit einer Mitteilung etwas über sich.

Hier eine der so beliebten Verschwörungstheorien: Vielleicht wollte der Film ja für Kasachstan werben, eben durch Provokation. Vielleicht ist das ein Verkaufsgag für eine neue kasachische Reisegesellschaft für Reisen in den Scharyn-Canyon, die Seidenstraße, die Ausläufer des Altai im Norden und die des TianShan Gebirges im Süden etc.pp.

Leider weiß ich das alles nicht, weil ich den Film noch nicht gesehen habe. Und verbreite somit Halbwissen. Aber vielleicht wissen ja andere mehr...

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Erst 3, dann auf dem Trennstreifen, dann weiter
Bereits in Moskau habe ich das geübt. Anfangs ist es ungewöhnt. Und zwar: über 6-spurige Straßen zu gehen. Man muss es bis zur Mitte schaffen. Und dann gelassen bleiben. Auch wenn die Autos dreispurig links und rechts an einem vorbeifahren. Am meisten Spaß, hat es hinter dem Kreml gemacht. Dort wo es an der Biegung in Richtung Arbat geht. Mit den beiden Rechtsreferandaren aus Berlin und Leipzig und der bezaubernden Frau Blume. Aber das ist eher fuer fortgeschrittene.

Nun tue ich es wieder. Hier in Astana. Denn die Kasachen machen es auch. Unerschrocken überqueren sie autobahnartige Stadtverkerhswege. Und ich schließe mich Ihnen an.
Die Kasachen bremsen immer. Auch die dicken teuren Autos, die in Richtung linkes Ufer brausen oder von daher kommen. Die Chrysler, BMWs, Volvos und Mercedes. Allerdings muss ich in den Bremsweg bald das Glatteis miteinrechnen, neben den nicht immer ganz zu verlässig geprüften Bremsen. Gleichzeitig stelle ich mir die Menschen vor, wenn ich vorhätte, den Mittleren Ring in München, so zu überqueren. Aber bekanntermaßen ist in München ja nicht der Verkehr das gefährliche, sondern der Feinstaub. Und das Bier im Oktober.

Aber eigentlich ist das superleichtsinnig.

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Montag, 6. November 2006
"Dombra Award" in Astana
Gestern habe ich auf dem Fernsehkanal ACTAHA beim zufällig durchzappen einen Dombra-Wettbewerb gesehen.

Die Dombra ist die kasachische Balaika mit 2 Seiten. Das erstmalige Hören dieser Musik irritiert, weil man so wenig Meldodie erkennen kann. Aber schon beim zweiten Mal, erhört man die innere Systematik dieser ganz anderen Musik - und weiß, nun bin ich wohl wirklich in Zentralasien.

Soweit ich das verstanden habe, geht das darum, dass der Sänger frei Texte in kasachisch singt, und möglichst viele metaphorisch dichte Bilder spontan während des Singens erfinden soll. Das ganze natürlich möglichst flüssig.

Leider kann ich kein kasachisch, nur ein paar Wörter. Aber ich mag den Klang der Sprache sehr. So höre ich manchmal kasachische Nachrichten- ohne ein Wort zu verstehen. Nur wegen des Klanges.

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Freitag, 3. November 2006
Der Konjunktiv-Hut fuer die Frauen Kasachstans
Haette ich einen Hut, so wuerde ich ihn vor allen Kasachinnen und Kasachstanerinnen ziehen.

Sie
*arbeiten viel
*schmeissen den Haushalt
*promovieren
*erziehen Kinder & Maenner
*sind sehr gut ausgebildet
*tragen den Staat
*allein schon wegen der Demographie
*sind die Stuetze und der Kitt der Gesellschaft
*sind immer freundlich, geduldig und gut gelaunt - und leben doch in einer offiziell patriachalischen Gesellschaft.

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Donnerstag, 2. November 2006
Der kasachische Johnny Depp
Habe ihn heute schon wieder gesehen. Den kasachischen Johnny Depp. Zumindest sieht er ihm in dem Film "Die neun Pforten" ungmein ähnlich.

Allerdings ist er kein Filmstar.Und er ist wahrscheinlich nicht mit einem französischen Model verheiratet. Er ist immer ungemein klassisch gekleidet, mit einem dunkelgrauen halblangen Mantel, einem schönen Schal - und weicht galant und spielerisch dem Matschsorbet aus.

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Matsch-Sorbet
Hier in Zentralasien entdecke ich die Feinheiten und die Spitzen der deutschen Sprache. So meine Wortneuschöpfung oder Neologismus: Matschsorbet.

Das trifft zu, wenn das zentralasiatische Wetter nicht ganz hält, was es verspricht. Es ist nämlich gerade nicht mehr knackig kalt, sondern warm. Die Niederschläge können nicht abfließen, weil dafür nichts vorgesehen ist. So staut sich das Wasser.
Daher habe ich mir auch schicke Kunstleder-Stiefel gekauft,die man dann ganz einfach abwaschen kann.

Nachts jedoch friert der Matsch zu, taut aber im Laufe des Vormittags wieder leicht auf - und es entsteht Matschsorbet.

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Samstag, 28. Oktober 2006
Astana ist online!
Schon viel zu lange habe ich verheimlicht, dass es eine Stadthomepage gibt. Le voila!

www.astana.kz

Hier könnt ihr alle Sehenswürdigkeiten der Stadt entdecken - vor allem die auf dem linken Ufer. Nur Mut! Davon braucht man jede Menge. Und die Seiten sind nicht nur auf Kasachisch und Russisch, sondern auch in Englisch.

Und wenn Ihr Euch in die Stadt verliebt habt, und mehr von Zentralasien sehen wollt, noch hat sich wenig Besuch angemeldet.

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Genau, genauer - kasachisch!
Hier warten alle auf das neue Geld. Also auf die neuen Tengescheine. Diese werden alle 10 Jahre ausgetauscht. Ich habe sie bereits im Fernsehen gesehen. Auf einem Kanal der ACTAHA (Astana auf kyrillisch) heißt. Allerdings verzögert sich die Auslieferung, da feinste grammatikalische Ungenauigkeiten der kasachischen Sprache auf diesem Scheinen festgestellt wurde.
Weitere Infos gibt´s unter www.tenge2006.kz

Wenn die Kasachen so weiter machen, dann laufen sie uns Deutschen noch den Rang in Genauigkeit ab. Und keiner wird mehr von den peniblen "Preußen" sprechen, sondern nur noch von den korrekten Kasachen. (Man beachte die Alliteration!)

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Montag, 23. Oktober 2006
Ich kaufe ein A!
Nie wieder werde ich so viele A°s in meiner Adresse haben. Allein in meinem Vor- und Nachnamen befinden sich schon 5! Dazu kommen die 6 aus Land und Stadt: Astana und Kasachstan. Ich könnte es natürlich noch toppen, wenn ich in folgende Straße umziehen würde: Ablai Chana.

Mittlerweile mag ich Astana sehr gerne. Vor allem den alten Teil zwischen Kongresshalle und Bahnhof. Sehr freundlich und einladend. Es erinnert mich sehr an das fränkische Rom, Bamberg. Man kann hier in diesem Teil der Stadt ankommen und Fuß fassen. Sich wohlfühlen und eintauchen.

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Bought in Germany - Made in China
Mittlerweile bin ich Stammkunde in einem Lieblingsgeschäft in der Nähe unserer Wohnung. Mit der Verkäuferin, die genauso alt ist wie ich, verstehe ich mich gut. Neulich habe ich mich so sehr über das noch sehr günstige und schmackhafte Obst gefreut. Sie fragte, wie teuer das denn in Deutschland sei. Und wollte mir nicht glauben. Dann kamen wir auf Kleidung. Die hier günstiger ist. Allerdings wollte sie mir wieder nicht glauben, dass ein Großteil der in Deutschland verkauften Kleidung in China, der Türkei oder Indien produziert wird. Sie verwies auf meine Jacke, mit dem Kommentar, dass es so gute Sachen hier nicht gebe. Allerdings hatte ich alles was ich an dem Tag anhatte auf dem Basar in Astana gekauft.

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Samstag, 14. Oktober 2006
Die ungleichen Geschwister Almaty und Astana
Text folgt - aber die Bilder sprechen fuer sich. Hier sieht man die Auslaeufer des TianShan Gebirges. Unertraeglich schoen. Deshalb waren wir alle froh, wieder in unsere Steppenstaedte zurueckzukehren.





Мы любим столицу! Wir lieben unsere Hauptstadt!

Aber auf der 24-stuendige Rueckfahrt durch die verschiedenen Steppenlandschaften haben wir festgestellt, dass wir uns auf unser *zu Hause* freuen.

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Dienstag, 3. Oktober 2006
Das Lachen der Kasachen
Da Kasachen ungemein viel lachen und Witze ungemein viel ueber eine Region preisgeben, hier diejenigen, denen ich letzten Woche beim Zugfahren begegnet bin:

Der Osten und der Osten
Ein Chinese und ein Kasache unterhalten sich. Der Chinese sagt zum Kasachen: "Ihr seid so wenig, ihr kennt euch doch alle beim Vornamen!" Dieser antwortet:"Na und! Ihr seid so viele, dass ihr euch nicht beim Vornamen kennen koennt. Und selbst wenn, dann waere das auch egal, denn ihr seht ja eh alle gleich aus."

Fleisch ist mein Gemuese
Das kasachische Volk ist ungemein beunruhigt als es erfaehrt, dass sie im weltweiten Fleischverzehr nur den zweiten Platz einnehmen. Ein aufgeregter Vertreter ruft bei dem Forschungsinstitut an, wer denn bitte den ersten Platz haette. Seine Antwort beruhigt den Anrufer ungemein: "Das sind die Woelfe."

Geschaeftstuechtig
Vor der Bauphase des linken Ufers neuen Hauptstadt Astana werden von der Regierung drei verschiedene Angebote eingeholt. Zuerst wird eine tuerkische Baufirma gefragt:"Was kostet das bei Euch, wenn ihr uns die neue Hauptstadt baut?" "10 Millionen Euro." Die deutschen verlangen schon das doppelte und argumentieren mit der Qualitaet deutscher Baukunst. Das dritte Angebot wird von einem kasachischen Unternehmen eingeholt. "30 Millionen Euro".
Der Beamte fragt entsetzt warum es teurer sei als bei den Deutschen. Der Bauherr laechelt verschmitzt: "10 Millionen fuer mich. 10 Millionen fuer Dich und mit den letzten 10 Millionen lassen wir es die Tuerken bauen."

Hintergrund vor diesen Witzen sind die beiden ebenfalls immens aufstrebenden Staaten China und Tuerkei, die beide wichtige Handelspartner sind - und mit denen man kulturell, sprachlich und ethnisch (wenn auch entfernt) verbunden ist.

Bitte wie stets um Korrektur und Richtigstellung.
Rachmet.

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Montag, 2. Oktober 2006
*Haarige* Angelegenheit
Meine neuste Idee: ich moechte wieder meine natuerliche Haarfarbe zurueck. Aber nach meinen Selbstversuchen in der Pubertaet und den sieben blonden Jahren faellt es schwer, genau diesen Farbton zu treffen. Ausserdem erweist sich meine letzte russische kastanienbraune Faerbung wirklich als besonders hartnaeckig. So lese ich mich also durch russische, polnische und kasachische Toenungsanleitung auf der Suche nach meiner Haarfarbe. Ausserdem habe ich meine Haare mal wieder kuerzer (@katha: diesmal war ich beim Friseur und finde glatte Haare nun nicht mehr schlimm).

...Der Kasachstanbezug in diesem Beitrag ist eindeutig. Denn ich falle mit meiner legeren geisteswissenschaftler Kleidung und meiner "Ich-stecke-mir-in-drei-Sekunden-die-Haare-hoch" Frisur hier doch eher auf. Denn gerade die Kasachinnen in der Hauptstadt sind sehr stilbewusst gekleidet. Aber hallo! Und kasachische Friseure schneiden sehr gut, und man erfaehrt unheimlich viel was so im Stadtgespraech ist. Friseure sind auch hier wie ueberall die Buschtrommeln der Stadt.

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Sonntag, 24. September 2006
Stadt-Ansichten
Immernoch bin ich eingenommen von den verschiedenen Gesichtern der Stadt. Entweder ist hier alles hypermodern oder ist noch im Sowjetstil gebaut. Aber stets durch zentralasiatische Ornamente und Baustile ergaenzt.

Diese Hausansicht befindet sich im Mikrorayon Eurasia, in dem sehr viele neue Hochhauskomplexe gebaut werden.

Das hier ist der Prospekt Respubliki. An dieser Strasse richtet sich meine Astana-Wahrnehmung aus. Und obwohl die Autos nicht wirklich langsam fahren, bremsen sie doch ab, wenn man den vorsichtigen Versuch unternimmt, den Zebrastreifen seiner Funktion zu kommen zu lassen.


Hier eine der vielen emporschiessenden Hochhaeuser - inklusive Werbeplakat. РАХАТ ist kasachsich und bedeutet Vergnuegen, und genau so heisst auch die beste Suessigkeitenproduktionsfirma. Dies gilt in Fachkreisen als unbestritten.

Рахат ... ist kasachisch und bedeutet Vergnuegen

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Sprachlos - oder Versuch die Steppe zu beschreiben
Was ich an ihr mag: den Horizont, den Wind, die Ruhe und das Geraeusch des knirschenden, vertrockneten Gras unter den Fuessen.

Wovor man Respekt hat: vor ihrer Weite, vor ihrer Unerbittlickeit im tiefsten Winter und im heissen Sommer.

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Sonntag, 17. September 2006
Steppen-Sehnsucht
Ich will endlich in die Steppe! Warum genau, weiß ich nicht. Vielleicht ist es gerade die Weite und die Leere, die mich anzieht. Und wie schön, dass sie da ist und – wartet. Aber eigentlich wartet sie nich tauf mich. Sie ist eher ein wenig gleichgültig, was mich betrifft. Aber das ist nicht so wichtig, denn ich freue mich ja.

Allerdings ist die Temperatur vor ein paar Tagen mal so mirnix dirnix von einem auf den anderen Tag um 15° C gesunken. Weg von den 30° C auf herbstliche 15°C. Aber Hauptsache die Sonne scheint. Die Winde werden stärker – und schon jetzt pfeifen sie an den Häusern vorbei. Gut, dass wir auf dem Bazar schon Wintermäntel gekauft haben. Aber nicht für den wirklich kalten Winter. Nur bis so -15°C. Für den richtigen Winter werden wir uns noch mal von Ansässigen beraten lassen.

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SimCity „Linkes Ufer“
Nicht nur ich, sondern alle, die das “linke Ufer” Astanas besucht haben, haben kurzzeitig Probleme mit der Realität. Oder der Wahrnehmung dieses umstrittenen Phänomens. Das „linke Ufer“ ist nämlich eine Baustelle der Zukunft, die erst teilweise fertig gestellt ist. Nebenbei ist das „linke Ufer“ Sitz aller Ministerien und Machtzentren Kasachstans.

Man hat das Gefühl, dass an diesem Breitengrad die Zeit-Raum-Dimension falsch verknüpft sei. Man hat das Gefühl der Zukunft hier ein Stück näher zu sein, als an anderen Orten. Als wäre sie hier zeitlich näher, obwohl sie ja stets erst sein wird. Wie auch immer, man sucht auf jeden Fall vergeblich nach einer Erklärung für die eingetretene Irritation.

Hier wird nämlich entlang einer Achse von dem Kolossgebäude von KuzMunaiGaz, über „Baum des Lebens“ bis hin zum Präsidentenpalast, die modernste Stadt Zentralasiens gebaut. Betrachtet man das Modell der fertigen Stadt oben auf der Aussichtsplattform des „Baum des Lebens“ so ist man sich nicht sicher, ob die Umsetzung des Modells wirklich ernstgemeint ist. Dann sieht man sich von der Ausblickplattform die bereits bestehenden Gebäude an, und befindet: "Ja, das wird wohl alles gebaut werden." Eine Bekannte versuchte den Vergleich mit den Bauvorhabens Ludwig XIV. in Frankreich oder Ludwig I. in Bayern.


Man läuft oder fährt verstört weiter durch die begehbare 3D-Animation dieser Zukunftsstadt, der man beim Wachsen zu sehen kann. Den stärksten Kontrast dazu bildet die Weite der Steppe, die sich direkt an diese Baustelle der Zukunft anschließt. Wie geschaffen als eine leere Leinwand für das Zukunftsszenario, das so ganz ungebremst wirken mag. Um die Dimension dieser Großbaustelle ein wenig plastischer zu machen: man nehme die Großbaustelle des neuen Bahnhofs in Berlin und addiere dazu die Bauphase des Potsdamer Platzes und setze dies vor eine große leere Fläche.

Leben und wohnen tue ich und der Großteil aller Astaner aber auf der rechten Uferseite, wo alles ganz normal und gegenwärtig ist. Zwar wird auch hier wie wild gebaut und es sprießen neue glatte Wohnkomplexe in die Höhe. Aber sie sind noch umgeben von sympathischen Sowjetbauten und anderen auch nur zwei- bis dreistöckigen Häusern. Hier fühle ich mich wohl. Aber ich bin ja auch ein Kleinstadtkind – wenn überhaupt!

Obwohl die Stadt 800.000 Einwohner hat -stetig ansteigend – ist sie noch relativ unstressig. Ok, München ist mit seinen 1,2 Millionen Einwohnern auch nicht super anstrengend, oder? Ich finde ja immer noch, dass München in Wahrheit einfach nur drei bis fünf Kleinstädten besteht, die zufällig direkt nebeneinander sind. Eine zugereiste Kölnerin sich dermaßen auch über Köln geäußert. So, Deutschland, was sind also deine Großstädte?

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Polyglott, interkonfessionell und polyethnisch
Die obige, durchaus häufige Aneinanderreihung von Adjektiven trifft auf so einige Länder und Regionen (Bayern –Franken :-) zu. Aber diese Kurzbeschreibung in der „Quadratisch. Praktisch. Gut.“- Formel hat sich Kasachstan einmal mehr verdient. Vom 10.-14. September fand hier zur Eröffnung des interkonfessionellen Zentrums eine alle Religionen übergreifende Konferenz statt.



Dazu kommt die Mehrsprachigkeit. Vor allem die Kasachen können von einer Sekunde auf die andere von Russisch auf Kasachisch umschalten. Gehören sie einer der vielen Minderheiten (Uiguren, Koreaner, Tartaren, Usbeken etc.pp.) an, so beherrschen sie teilweise alle drei Sprachen, zumindest was die Bewältigung des Alltags anbelangt. Zu dem können diejenige die Deutsch, Englisch oder Französisch studiert haben, dermaßen akzentfrei diese Sprachen sprechen, dass ich mir nicht den Unterricht dazu vorstellen mag. Vor allem, da ich immer nach wenigen Worten aufgrund meines Akzentes als Deutsche entlarvt werde. Und es mich ziemlich wurmt, dass ich ihn nicht ausmachen kann!

Da der Winter lang und kalt wird und wir bereits jetzt schon Bekannte sämtlicher Sprachen und Zugehörigkeiten haben, haben wir (die deutsch-französische Freundschaftswohngemeinschaft) genug Zeit in dieses Geflecht weiter einzutauchen.

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U – wie Uiguren und Usbeken
Kulinarisch gesehen haben meine Kollegin und ich auf ein uigurisches Restaurant in der Nähe festgelegt. Wir gehen fast jeden Mittag dorthin, da das Essen ausnahmslos sehr gut ist. Nicht nur weil die uigurische Küche stets auch mit viel frischem Gemüse zubereitet wird, sondern weil dort auch eine für uns spannende Musikauswahl gespielt wird. Das Spektrum geht von Amur Daib (Danke Caro!) und anderen arabischen Interpreten, über türkische und kasachische zu russischen Interpreten.

Es gibt noch ein kulinarisches U:
Letztes Wochenende waren wir usbekisch essen
– aber vielleicht waren wir auch in Usbekistan.
Denn alle Angestellte trugen die usbekische Festtagskleidung und auch die Inneneinrichtung, die an Weingärten in Usbekistan anspielte, machten uns diese Vorstellung sehr leicht. Auch hier war das Essen ausgezeichnet und die Bedienung sehr herzlich. Wir fühlten uns rundum wohl, ohne wenn und aber. Nur wir haben uns blamiert,
weil wir Zucker zum grünen Tee bestellt haben.

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Sonntag, 3. September 2006
Die Stadt in der Steppe
Bin nun dort, wo das Erdöl wohnt und Bäume rar sind

„Keine Panik, kleine Foersters-Anna, denn die Wüste um das Zweistromland hat den drei großen Weltreligionen auch nicht geschadet. Da tut mir so ein bisschen Steppe bestimmt gut.“ Außerdem hatten wir – die Steppe und ich- bereits das Vergnügen. Aber da hatte es eher etwas von einer mehrstündigen Affäre und nicht von einer dauerhaften Beziehung gegenseitiger Achtung, Geborgenheit und Vertrauens.

Dort, wo Europa schon längst eins und die Mongolei Nachbar ist

Dass Madrid nicht in Frankreich liegt, ist vielen in Kasachstan nicht bewusst. Aber mir war zuvor auch nicht bekannt, dass Ridder in Kasachstan, Frunse in Kirgistan liegt - und nicht irgendwo in Skandinavien. Unser Eurozentrismus macht uns blind für unsere eigene Realität einer europäischen Gesellschaft, die schon viel weiter ist, als unsere Wahrnehmung es zulässt. Soviel zu emischer und etischer Betrachtung.

Dort, wo Deutsche eher Exoten sind neben 130 anderen Titularnationen

Touristisch ist Kasachstan wenig erschlossen. Wer meint, dass das an der öden Steppe liege, der irrt: Denn die Ausläufer des Altai-Gebirge im Nordosten Kasachstans, der Blachasch-See und das Siebenstromland und die Ausläufer des Tian Shan Gebirges im Süden des Landes und die Seidenstraßen sind sehensWERT. Somit böte Kasachstan abseits der bekannten Urlaubsländer eine Schulung sämtlicher Sinne... soviel für den Anfang.



Da Russland eine stark intertextuelle Welt ist, bemühe ich ein Zitat, um meine Hoffnung auf die kommmenden 9 Monate (genau eine Schwangerschaft;-) auszudrücken:
This maybe the beginning of a beautyful friendship.

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всё нормально - soweit, sowunderbar
Astana empfing mich mit sonnigen 25°C und einer butterweichen Landung auf dem erdfarbigen Mosaik der Steppe. Der ultramoderne Flughafen der Hauptstadt Kasachstans ist klein, intelligent gebaut, und in Grün- und Silberfarben gehalten. Kein Weg ist zu viel, keine Kontrolle umsonst. Eine für den Menschen und dessen Auge angenehme und durchdachte Architektur. Alles neu, sauber und glatt, beinahe zu perfekt: wie in einer Werbung für Putzmittel. Und das mitten in der Steppe, die braungolden den Flughaufen umgibt.

Draußen sind auch heute sonnige 29°C (Sorry, Moskau!) und die Baugeräusche umgeben mich. Meine erste vorläufige Unterkunft liegt in einem brandneuen Mikrorayon im neunten Stock mit Blick auf das bauwütige Astana (Bilder folgen!). Hier scherzt man, dass wenn man morgens aufwacht, das über Nacht entstandene Gebäude die Aussicht nehmen könnte. Diese Nacht hat niemand ein Hochhaus hochgezogen. Inch´ Allah. Slava Bogu!

Das wäre beinahe untragbar und bedauerlich, denn von dieser Wohnung hat man Blick auf das „linke Ufer“ Astanas mit dem „Wunschbaum“ und dem „Feuerzeug“ - sowie einen guten Blick auf ein sagenhaftes Feuerwerk. Denn gestern wurde das interkonfessionelle Zentrum in Form einer gläsernen Pyramide eingeweiht. Dieses Zentrum ist als Wahrzeichen und Sinnbild für alle Glaubensgemeinschaften Kasachstans gedacht. Kasachstan darf sich da selbst auf die Schulter klopfen, denn der Vielvölkerstaat Kasachstan fährt eine sehr moderne und offene Politik gegenüber den Religionen. Demnächst findet hier auch ein interreligiöser Religionsgipfel statt.

Heute ziehe ich in einen anderen Mirkorayon zu einer 70-jaehrigen Chaseijka. Dort auf dem Innenhof sprach mich ein Junge mit meinem Vornamen an. Woher, um alles in der Welt, kennt dieser Dreikaesehoch meinen Namen? dachte ich - und fragte etwas hoeflicher nach. Seine Antwort erstaunte mich nicht schlecht: ich sei letzten Herbst bei ihnen in der Schule gewesen, im deutschen Gymnasium, das nur 2 Haeuser weiter ist. Ich war dort nur einen Nachmittag. Ich bin immer noch erstaunt, dass sich Artjom an mich erinnerte, da ich nicht wuesste, was ich wieder mal Komisches getan hatte.

Werde jetzt aber rausgehen in die warme Abendsonne. Nicht, dass ganz unerwartet die sibirische Kaelte hereinbricht. Aber die Wettervorhersage verspricht fuer morgen 30°C.

Sorry, Moskau! Aber ich gratuliere dir trotz nicht ganz so guten Wetter ganz herzlich zu Deinem 859. Geburtstag, und hoffe dass dich auch Klein Bad Merkenheim feiert :-)

Ob du wirklich richtig stehst..Erste Frage: Wo sind die Mieten horrender?
a.In der "Steppenstadt" Astana
b.In der "Bierstadt" Muenchen
c.In der "Goldenen Stadt" Moskau

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Erstellt von annab. am 2006.09.05, 16:53.

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